Bildungsbriefe - Grüne Antworten

22.08.11 –

Liebe Berlinerinnen und Berliner,

in den letzten Wochen haben mich viele Bildungsbriefe erreicht. Ich möchte mich herzlich für diese Bereitschaft, mir zu schreiben, bedanken. Jeder einzelne Bildungsbrief zeigt mir, wie wichtig es ist, sich für eine gerechte Bildungspolitik in Berlin einzusetzen. Und dass die Sorge groß ist, dass der Senat auch dieses Schuljahr keine gute Schulpolitik hinkriegt.

Wir wollen gemeinsam mit Ihnen und allen anderen an Schule und Bildung Beteiligten die Qualität der Berliner Bildungseinrichtungen erhöhen. Wir wissen, dass das nur im Austausch geht, und diesen Austausch nehmen wir  sehr ernst. Wir wollen wissen, welche Erfahrungen es im Schulalltag mit der Umsetzung der zahlreichen Reformen der letzten Jahre gibt und wo die größten Mängel sind.

Die Briefe haben deutlich gemacht, wo es ganz besonders brennt: Offenbar sind die baulichen Mängel an vielen Schulen vielerorts kaum mehr zumutbar. Da sitzen die Kinder im Winter bei ein paar Plus Graden und sollen sich auf das Lernen konzentrieren, aber ihre Aufmerksamkeit haben alleine die kalten Füße. Ganze Räume bzw. Sporthallen können nicht mehr genutzt werden, weil der Putz von den Wänden fällt oder Kabel aus der Decke hängen. Viele sanitäre Anlagen sind schlicht eine Katastrophe. Der Sanierungsstau für die Berliner Schulen beträgt derzeit mehrere hundert  Mio. Euro. Eine Zumutung für LehrerInnen und SchülerInnen.

An vielen Schulen ist nicht genügend Personal vorhanden. Die LehrerInnen sind überlastet, es kommt zu Unterrichtsausfall, der nicht adäquat ausgeglichen werden kann. Auch ErzieherInnen und SozialpädagogInnen fehlen vielerorts. Zum Schuljahresbeginn 2011/2012 fehlen 150 Lehrkräfte.

Was die Menschen angesichts dieser Probleme am meisten empört, ist das fehlende Miteinander: Statt Lösungen gemeinsam mit Schulleitung, Kollegium, Eltern, SchülerInnen zu suchen, werden Entscheidungen von oben übergestülpt. Dafür sind sowohl der Senat wie auch die Bezirke verantwortlich.


Wir wollen niemanden zurücklassen

Wir werden niemanden zurücklassen: Wir wollen Kinder individuell fördern und gemeinsam lernen lassen. Bildungschancen sollen nicht vom Wohnort, nicht vom Geldbeutel und auch nicht von der Bildung der Eltern abhängen. Kitas, Schulen und Universitäten sollen Orte sein, die zum Lernen einladen und für jedes Kind zum Ort des Erfolges werden.

Wir brauchen einen Masterplan Schulsanierung – der die Energieeffizienz mit in den Focus stellt. Hier werden wir mit unserem grünen Klimastadtwerk zum Abbau des Sanierungsstaus und zur langfristigen Kostenreduzierung beitragen. Damit Schulen künftig die Klassenräume heizen anstatt die Straßen. Das bisherige Schulanlagensanierungsprogramm soll nach unseren Vorstellungen ab 2012 verdoppelt werden.

Schulen sind unterschiedlich in der Zusammensetzung ihrer Schülerschaft und in ihren Leistungen.  Schulen in besonderen Problemlagen brauchen daher eine andere Ausstattung und Unterstützung als andere. Dies wollen wir in Abstimmung mit den betroffenen Schulen organisieren und dafür zusätzliche Ressourcen bereitstellen. 

Wir brauchen klare Maßnahmen zur Fachkräfterekrutierung für die Berliner Kitas und Schulen. Eine Einstellungsgarantie für die StudienabgängerInnen im Lehramt und die zukünftigen ErzieherInnen. Die Umwandlung von befristeten Verträgen in dauerhafte, sowie Vollzeit- statt Teilzeitstellen sowohl im Erzieherbereich, wie auch an den Schulen. Lehrergesundheit und eine gezielte Entlastung von LehrerInnen müssen uns sorgen, denn es kann nicht sein, dass immer mehr Lehrkräfte dauerhaft erkranken und ausfallen. Schulen brauchen Verlässlichkeit in der Personalzuweisung und in den Sachkosten. Dann können sie sich auch entwickeln.

Die Eigenverantwortung der Schulen stärken: Da die Schulen unterschiedlich sind, ist ihnen aus unserer Sicht mit einem Budget für Fortbildung Sprachförderung, Projekte etc. mehr geholfen als durch starre Zuweisungsrichtlinien. Hier vertrauen wir auf die Kompetenz vor Ort.

Vielfältige Ganztagsangebote sorgen für mehr Bildungschancen für alle Kinder und erleichtern Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Deshalb werden wir die pädagogisch unsinnige Lücke in der Hortbetreuung für die 5. und 6. Klasse sofort schließen.

Ein afrikanischer Sinnspruch sagt: „It takes a village to raise a child“. Schulen brauchen ein aktives Umfeld und die Verankerung im Kiez, um wirklich allen Kindern gute Bildung und Betreuung zu bieten. In diesem Sinne wollen wir all diejenigen unterstützen, die sich an der Entwicklung von Schule und der Förderung von Kindern und Jugendlichen beteiligen. Ich bin mir sicher: Gemeinsam werden wir es schaffen, alle Berliner Schulen zu guten Schulen zu machen.

Ihre Renate Künast,

Kandidatin fürs Amt der Regierenden Bürgermeisterin