Renate Künast, Christian Ströbele und Daniel Wesener zu Besuch im Original Unverpackt

09.12.14 –

Die Journalisten stehen im kleinen Supermarkt Original Unverpackt (OU) nahe des Görlitzer Parks schon dicht gedrängt, als Renate Künast (Vorsitzende des Verbraucherschutzausschusses im Bundestag) hereinkommt und Christian Ströbele (Mitglied des Bundestages) sowie Daniel Wesener (Grüner Landesvorsitzender) begrüßt. Anlass ist ein Ortstermin im ersten verpackungsfreien Supermarkt Berlins mit den beiden Gründerinnen von OU, Sarah Wolf und Milena Glimbovski. Dabei wollen die drei Grünen das Konzept von OU kennen lernen und über das immer wichtig werdende Thema Verpackungsmüll reden. Ein Thema, dass die Grünen schon seit ihrer Gründung bewegt. Umso erfreulicher, dass es mit Original Unverpackt nun einen ernsthaften Versuch gibt, mit einem wirtschaftlich tragfähigen Konzept Verpackungen beim Einkaufen konsequent zu vermeiden.

Original Unverpackt EinblickNach einem ersten Kennenlernen steht ein Einkaufs-Rundgang durch den Laden an. Anders als im durchschnittlichen Supermarkt, beginnt dieser im OU an der Waage. Das ist notwendig, damit das Eigengewicht der mitgebrachten Verpackung später an der Kasse von der Ware abgezogen werden kann. Und so beginnen Renate, Christian und Daniel ihre mitgebrachten Dosen und Jutebeutel scherzend abzuwiegen. Doch schnell wendet sich das Gespräch ernsteren Themen zu und es wird deutlich, dass es beim OU nicht nur um einen kleinen Laden mitten in Kreuzberg handelt, sondern mehr um eine neue Bewegung, so die OU-Gründerin Milena Glimbovski. Und ihre Kollegin Sarah Wolf  ergänzt: "Unsere Kunden sind keine spezielle Sorte von Menschen, die keine Tüten mehr wollen. Sie sind Teil eines beginnenden Umdenkens." Für Renate ist wichtig: "Es geht um die Köpfe der Menschen, damit ein Umdenken einsetzt. Dafür sind Projekte wie das Original Unverpackt ideal."

Schnell wird deutlich: das Konzept von OU ist eines, dass sich jederzeit und überall umsetzen lässt, verpackungsfreie Läden könnten an jeder Ecke entstehen. Angesichts der rund 250 Kilogramm Müll, die der Durchschnittsbürger im Jahr produziert, wie Renate Künast weiß, wäre dies auch wünschenswert. An dieser Stelle wirft der Kreuzberger Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele ein, dass „Deutschland Weltmeister in der Plastiktütenherstellung ist." Die Befürchtung, dass mit dem Verzicht auf die Verpackung, nicht nur die Marktführerschaft der deutschen Verpackungsindustrie sondern mit ihr auch viele Arbeitsplätzen verloren gehen würden, lassen die beiden Gründerinnen so nicht gelten: allein im noch kleinen OU entstanden in den letzten 3 Monaten für 12 Mitarbeiter*innen Arbeitsplätze. Einig ist sich die Gruppe darin, dass die Verpackungsindustrie dadurch endlich gezwungen wäre, nachhaltiger zu werden und sich der Entwicklung anzupassen.
 
Renate Künast, Christian Ströbele und Sarah Wolf              Christian Ströbele, Renate Künast und Sarah Wolf im Gespräch vor der großen Abfüllstation

Die Gruppe ist mittlerweile bei der großen Abfüllstation angekommen, in der Nudeln, Reis und allerlei Nüsse auf ihre Käufer*innen warten. Spätestens hier findet Renate endgültig Gefallen am Laden. Und gesteht, dass sie mit Online-Shopping nichts anfangen kann. Ihr sei das Abfüllen und Einpacken einfach viel angenehmer. Angesichts der zahlreichen Köstlichkeiten schwenkt das Gespräch schließlich zu Rezepten um. Renate Künast erweist sich dabei als Kennerin von Chiasamen (einer alten aztekischen Nutzpflanze, die lange vergessen, auf Grund ihres Omega-3-Gehaltes derzeit der große Renner auf dem Gesundheitsmarkt ist) und Smoothies und gibt Christian und Daniel Tipps mit auf den Weg. Dieser führte die drei Grünen schließlich zur Kasse. Mit dabei hatten alle: gelatine-freie Gummibärchen und viel gute Laune.

Auf die Frage übrigens, wie die die Idee zum OU überhaupt entstanden ist, antwortet Sarah Wolf mit einem Wort: "Alkohol". Den gibt es übrigens im Laden auch zu kaufen: zum Abfüllen aus einem Glasballon.

Manuel Zirm, 10.12.2014 für Bündnis 90/Die Grünen Berlin